National Libray of Medicine Classification (NLMC)
1. Was ist die NLMC?
Die
National Library of Medicine Classification (NLMC) ist eine medizinische Fachklassifikation, die in Anlehnung an die
Library of Congress Classification (LCC) nach den Erfordernissen der US-amerikanischen National Library of Medicine erstellt wurde, und zwar dahingehend, dass die bisher nicht verwendeten Bereiche
W bis
WZ, sowie
QS bis
QZ für die Klassifizierung von medizinischer Literatur herangezogen wurden. 1951 wurde diese Spezialklassifikation erstmals unter dem Titel
U.S.Army Medical Library Classification veröffentlicht. Heute wird die NLMC weltweit von vielen Fachbibliotheken zur Klassifizierung ihrer Bestände und als Aufstellungssystematik angewendet.
Die NLMC ist eine alphanumerische Klassifikation: 1-2 Buchstaben repräsentieren auf einer ersten Hierarchieebene 8 vorklinische und 27 klinische Fächer bzw. medizinische Fachbereiche, und bilden so die 35 Klassen der ersten Hierarchieebene: Die vorklinischen Fächer finden sich dabei unter
QS bis
QZ, die klinischen Fächer und Fachbereiche unter W bis WZ (z.B.
QT=Physiologie,
WA=Public Health,
WS=Pädiatrie).
Auf der zweiten Hierarchieebene, dargestellt durch arabische Ziffern, sind die jeweiligen Themen („main subjects“) der Fachgebiete in einer losen hierarchischen Ordnung von allgemeinen zu spezifischen Themen sortiert. Jedem Thema ist eine ein- bis dreistellige Nummer zugeordnet (z.B.
WL 385 =Epilepsie).
Auf einer dritten Hierarchieebene kann nach dem Anfügen eines Dezimalpunktes je nach Bedarf bei bestimmten Themen noch feiner differenziert werden (z.B.
QS 18.2). Eine weitere optionale Untergliederung bestimmter Themenbereiche ist auch durch die Anwendung eines Cutters, sowie der geographischen Tafeln („table G“) möglich.
https://en.wikipedia.org/wiki/National_Library_of_Medicine_classification
Ein umfangreicher jährlich aktualisierter Index steht online zur Verfügung. Um die Kompatibilität von NLMC mit den
Medical Subject Headings (MeSH) zu erhöhen, wird der Index laufend mit
MeSH -Terminologie angereichert.
https://www.nlm.nih.gov/class/index.html
Seit 2002 wird die NLMC ausschließlich als elektronische Version von der National Library of Medicine kostenlos zur Verfügung gestellt. Zweimal jährlich wird die Klassifikation von Seiten der NLM aktualisiert und die jeweiligen Veränderungen („class numbers added and canceled“) werden dokumentiert.
https://www.nlm.nih.gov/class/terms_cond.html
2. Praxisregeln
Die „Basic Rules“ werden von der National Library of Medicine ausdrücklich nicht als allgemein verbindliche Klassifizierungsregeln bereitgestellt. Sie sind lediglich als Erklärungen zur Anwendungspraxis an der National Library zu verstehen.
Die wichtigste Regel ist die „organ-disease“-Regel: Werke zu einer Krankheit oder einem Organ werden immer der Krankheit bzw. dem Organ zugeordnet, ohne Rücksicht auf den Schwerpunkt wie Therapie, Diagnose, Ernährung und ähnliches.
Grundsätzlich bestimmt das Hauptthema den Zuschlag zu einer Notation. Bei Werken, die mehrere Themen behandeln oder in verschiedene Fachgebiete fallen, wird das Schwerpunktthema klassenbestimmend, bei gleicher Gewichtung ist es das erste Thema.
Jedes Fachgebiet (zum Teil auch manches Teilgebiet) enthält fixe Klassennummern von 1-39, die entweder den Publikationstyp (z.B. Lexika, Lehrbücher etc.) oder einen bestimmten Schwerpunkt anzeigen (z.B. Literatur zur Geschichte des Faches). Den Formalklassennummern ist gegenüber den thematischen Zuordnungen der Vorzug zu geben. Sammelwerke werden nur dann unter der entsprechenden Formnummer klassifiziert, wenn sie das Fach als Ganzes umfassen, Sammelwerke zu einem bestimmten Thema werden dem Thema zugeordnet.
Für Werke mit historischem Schwerpunkt, für Publikationen des 19. Jahrhunderts und für Frühdrucke gelten gesonderte Bestimmungen, ebenso für Bibliographien und Serienpublikationen.
https://www.nlm.nih.gov/class/nlmclassprac.html
3. NLM Classification im Österreichischen Bibliothekenverbund
Im OBV kommt die NLMC an den Universitätsbibliotheken der beiden Medizinischen Universitäten Wien (MUW) und Graz (MUG) sowie an der Bibliothek der Medizinischen Privatuniversität Paracelsus in Salzburg (PMU) in unterschiedlicher Anwendung zum Einsatz:
An der UB der Meduni Wien wird bis zur zweiten Hierarchieebene der NLMC differenziert, im Freihandbereich bestimmt sie die Aufstellung der medizinischen Literatur (ergänzt durch die Basisklassifikation für den nicht-medizinischen Bestand). Die MUW stellt eine Datei mit deutschsprachigen Klassenbenennungen zur Verfügung, die zweimal jährlich aktualisiert wird und in Primo als Facette genutzt werden kann. Die Bibliothek der PMU wendet die NLMC zur Aufstellung des Bestandes in der unveränderten Originalversion inklusive Cutter in Kombination mit der
Library of Congress Classification (LCC) an. Auch an der Universitätsbibliothek der Meduni Graz wird nach NLMC aufgestellt, die Klassifikation ist dort standortrelevant, aber nicht signaturbildend.
In die Network Zone bzw. den Verbundkatalog wird die NLCM aktiv durch die beiden Universitätsbibliotheken der MUW und der PMU eingebracht.
In Alma wird die NLMC-Notation wie andere Verbundklassifikationen in Feld 084## des bibliographischen Datensatzes eingetragen: Subfeld $$a enthält die Grundnotation bis zur zweiten Hierarchieebene, wobei ein Leerzeichen die das Fachgebiet definierenden Buchstaben von den themendefinierenden Zahlen trennt (z.B.
WM 172); Subfeld $$2 enthält das Kürzel
nlm
Autorin: Elisabeth Erasimus
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Stand: 09.10.2019
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RainerSteltzer - 04 Nov 2019